Was versteht man eigentlich unter Achtsamkeit?

"Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst im gegenwärtigen Moment und ohne zu urteilen."

(Jon kabat Zinn, Molekularbiologe und  Begründer des MBSR-Acht-Wochen-Trainings. MBSR steht für Mindfulness Based Stress Reduction)

Wenn wir uns im Alltag einmal nur für wenige Minuten beobachten, werden wir feststellen, dass wir in der Regel mit unseren Gedanken überall sind (bei Dingen, die vorgestern oder vor drei Jahren geschehen sind, bei dem, was wir gleich oder morgen noch alles machen müssen oder beim nächsten Urlaub) - nur nicht im gegenwärtigen Moment. So verpassen wir den Gesang des Vogels vor unserem Fenster, den Duft des Waldes beim Spaziergang oder das Lächeln, das uns jemand beim Vorübergehen schenken möchte. Nicht schlimm? Vielleicht nicht, aber wenn wir diese Dinge nicht wahrnehmen, nehmen wir auch nicht die Freude wahr, die sie in uns auslösen.

Wenn wir in unserer Gedankenverlorenheit das Auto übersehen, das von rechts kommt, oder eine Stufe, oder den überfrorenen Fleck auf dem Fahrradweg, passiert unter Umständen ein übler Unfall.

Die Beschäftigung mit Dingen, die längst vergangen sind, die wir also nicht mehr ändern können, oder mit Dingen, die noch gar nicht eingetreten sind, verursachen möglicherweise Kummer, Sorgen, Ängste, die uns Stress von innen bereiten.

Zudem sind wir in unserer schnelllebigen, reizüberfluteten Zeit reichlich Stressfaktoren ausgesetzt, die von außen auf uns zukommen. Wir erleben Zeit- und Leistungsdruck an der Arbeitsstelle, Anforderungen vielfältigster Art in der Familie, und wir erleben sogar den sogenannten Freizeitstress.

Sind wir hingegen tatsächlich einmal im gegenwärtigen Moment, und haben wir bereits ein wenig Übung darin, unsere Gedanken zu beobachten, stellen wir oft fest, wie wir uns selbst, andere Menschen und Situationen ganz automatisch bewerten und beurteilen - in der Regel negativ:

  • ich bin zu dumm dafür/ ich kann das nicht
  • es regnet schon wieder - wie blöd!
  • es ist zu warm/ zu kalt!
  • die sieht aber doof aus!

 

Negative Gedanken machen emotional und körperlich sauer. Sauer-Sein kann der Gesundheit auf Dauer großen Schaden zufügen. Im Achtsamkeitskurs wird u.a. geübt, solche (und andere) Gedanken und die mit ihnen verbundenen Gefühle bewusst wahrzunehmen, ihr Da-Sein zuzulassen, und zu erkennen, was sie uns mitteilen wollen.

Wie trainieren wir Achtsamkeit?

Wesentliche Methoden des Trainings sind

  • verschiedene Arten der Meditation im Stizen, Liegen und Gehen
  • der Bodyscan und
  • leichte Yogaübungen.

 

Mit diesen Praktiken üben Sie, Ihre Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen bewusst(er) wahrzunehmen und vor allem, sie zu lenken, statt von ihnen gelenkt zu werden.

Sie werden langsam in die Praxis dieser verschiedenen Methoden eingeführt, und diese werden kontinuierlich geübt. Das schließt ein regelmäßiges Üben zuhause mit ein. Nur durch Übung stärken wir den "Achtsamkeitsmuskel", so wie die Entwicklung der körperlichen Muskulatur auch nur durch regelmäßige Übung geschehen kann.

Zusätzlich zu diesen formellen Übungen lernen Sie informelle Übungen kennen, die Sie leicht in Ihren Alltag integrieren können. Zur Unterstützung der Praxis erhalten Sie ein Handbuch und drei Audiodateien mit Anleitungen zu den formellen Übungen.

Darüberhinaus werden im Achtsamkeitskurs Themen besprochen, die das Bewusstsein für die Entstehung von Stress schärfen und verdeutlichen, wie wir ihn bewältigen können

  • der Autopilot
  • wie wir die Welt wahrnehmen
  • Grenzen wahrnehmen und respektieren
  • Entstehung von Stress
  • Gedanken und Gefühle
  • Achtsame Kommunikation
  • Wie wir für uns selbst sorgen können

 

Wie wirkt das Achtsamkeitstraining?

Bei regelmäßiger Übung kann sich ein größeres Selbst-Bewusstsein einstellen, eine größere innere Ruhe, ein erhöhtes Gewahrsein dessen, was sich gerade in Ihnen und um Sie herum abspielt, ohne es zu bewerten oder zu beurteilen. Sie können ein besseres Gefühl für Ihren Körper und seine Bedürfnisse entwickeln - und entsprechend handeln. Sie werden sich aller Voraussicht nach weniger von Ihren unbewussten Gedanken und Gefühlen steuern lassen und können dadurch ein Gefühl der inneren Freiheit kennenlernen, weil Sie vom automatischen Re-agieren in das bewusste Handeln kommen. Vielleicht stellen Sie auch fest, dass sich durch Ihre Praxis der Achtsamkeit auch Ihre Beziehungen zu Familie, Freunden und Kollegen verändern.

All dies kann dazu führen, dass Sie Ihren wahren Bedürfnissen und Wünschen immer näher kommen, ein tieferes Verständnis und mehr Mitgefühl für sich und andere entwickeln, mehr Selbstwirksamkeit erleben, sich weniger gestresst fühlen und den täglichen Anforderungen mit mehr Lebensfreude, mehr Gelassenheit und mehr Leichtigkeit begegnen können.